Internationaler Tag der Muttersprache: ein Tag, an dem die Sprachenvielfalt dieser Welt gefeiert wird

Geschrieben von Graciella Ganadhi, Content Writer Project Child Indonesien, übersetzt von Lia Sophie Wilmes, Content Writer Praktikantin Project Child Indonesien

Um miteinander zu kommunizieren, verwenden wir alle eine Sprache. Manche von uns sprechen eine Sprache, während andere zweisprachig oder sogar mehrsprachig sind. Egal, wie viele Sprachen wir sprechen, wir haben alle eine Muttersprache. Das Große Wörterbuch der indonesischen Sprache (Great Dictionary of the Indonesian Language) definiert Muttersprache als „die erste Sprache, die eine Person nach der Geburt durch die wiederholte Interaktion mit ihrer Sprachgemeinschaft beherrscht.“

Trotz alledem verschwindet alle zwei Wochen eine Sprache. Warum? Die Antwort ist einfach: Die Globalisierung lässt die Grenzen innerhalb der Gesellschaft verschwimmen. Sprachen, Kulturen und Traditionen vermischen sich zunehmend. Manche Sprachen nehmen dadurch an Bedeutung zu, während andere nach und nach verschwinden. Sprachen, die vor allem im politischen und wirtschaftlichen Kontext verwendet werden, wie zum Beispiel Englisch, Spanisch und Mandarin, werden auch in Zukunft viele Menschen lernen und sprechen. Statistiken zeigen, dass 43 % der weltweit etwa 6500 Sprachen kurz davor sind, auszusterben, weil sie von zu wenigen Menschen gesprochen werden. Das Verschwinden einer Sprache bringt immer auch den Verlust von Erinnerungen, einer Kultur und Traditionen mit sich. All dies kann als kulturelles Erbe für die Menschen auf der ganzen Welt angesehen werden.

Die Vereinten Nationen erklärten den 21. Februar zum Internationalen Tag der Muttersprache. Ziel dessen ist es, die Sprachen dieser Welt zu erhalten und die linguistische und kulturelle Vielfalt zu fördern.

Rafiqul Islam, ein in Bangladesch geborener Kanadier, stellte die Idee 1998 in einem Schreiben an den damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, vor. Darin bat er die Vereinten Nationen, den zahlreichen gefährdeten Sprachen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und konkrete Maßnahmen gegen das Aussterben dieser einzuleiten. Das Datum des Internationalen Tags der Muttersprache wurde in Gedenken an vier junge Studenten ausgewählt, die 1952 während der Bengalischen Sprachbewegung in Dhaka, Bangladesch, von der Polizei erschossen wurden.

Indonesien ist für seine große kulturelle und sprachliche Vielfalt bekannt. In dem weltweit größten Inselstaat werden mehr als 652 Landessprachen gesprochen. Die meisten Indonesier haben mehr als eine Muttersprache, da in indonesischen Familien häufig zwei oder mehr Sprachen gesprochen werden. Die Muttersprache von Kindern, die auf Java aufwachsen, und deren Eltern Javaner sind, ist in der Regel Javanisch. Indonesisch lernen sie meist erst in der Schule. Ethnologue, eine web-basierte Datenbank, in der die Sprachen dieser Welt gelistet sind, stufte insgesamt 138 indonesische Landessprachen als gefährdet, fast ausgestorben oder ausgestorben ein. Der Großteil der indonesischen Landessprachen hat nicht so eine privilegierte Stellung wie Javanesisch, Sundanesisch oder Balinesisch. Dies liegt daran, dass immer weniger Menschen diese Sprachen sprechen, und auch das Interesse, sie zu lernen, zurückgeht.

Der Internationale Tag der Muttersprache wird zu Ehren der unterschiedlichen Sprachen dieser Welt gefeiert. Da Multikulturalität und Mehrsprachigkeit zu mehr Toleranz in der Gesellschaft führen, soll dieser Tag die Menschen dazu anregen, die kulturelle und sprachliche Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit zu fördern. Indem Sprachen und generell die linguistische Vielfalt erhalten werden, können auch Kulturen und Traditionen bewahrt werden. Und das ist letztendlich das, was uns zu den Personen macht, die wir sind. Es ist unsere Verpflichtung, den Internationalen Tag der Muttersprache ernstzunehmen, und wenn nicht für uns selbst, dann für die Zukunft dieser Welt.

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