Written by: Ega Kusuma Ahimsa- Teaching-Learning Assessor Intern
Yuval Noah Harari
What I try to focus on is not to try to stop the march of technological progress. Instead, I try to run faster. If Amazon knows you better than you know yourself, then the game is up.
Ob Wissenschaft, Forschung oder Technologie – unser heutiger Stand geht inzwischen weit über das hinaus, was vor Jahrzehnten noch nicht einmal in Ansätzen vorstellbar war. Dieser rasante Fortschritt verändert unsere Welt nachhaltig und läutet eine neue Ära: Das Zeitalter der Disruption. Neue Technologien, wie Roboter, künstliche Intelligenz und Gentechnik in der Biotechnologie nehmen Einfluss auf nahezu alle Bereiche und Aspekte unseres Lebens. Eines der besten Beispiele dieser tiefgreifenden Veränderungsprozesse ist das Internet, das Menschen heute weltweit vernetzt und unbegrenzten Austausch von Wissen, unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsweisen sowie Kulturen ermöglicht. Das britische Magazine The Economist beschreibt mit ihrem Begriff “techlash” die Zeit, in der die Technologie die Oberhand über unser Leben übernimmt und daraus resultierende ökonomische, aber auch soziale, politische und kulturelle Folgen.
Neben vielen Vorteilen birgt das neue Zeitalter jedoch auch negative Auswirkungen. Es steht außer Frage, dass Technologie dazu gedacht ist, den Menschen zu unterstützen. Dennoch sorgt sie durch ihren Eingriff in unser gewohntes, gesellschaftliches Leben für tiefgreifende Veränderungen und Umbrüche, sogenannte Disruptionen. Auch Indonesien sieht sich aktuell mit diesen konfrontiert und ist in vielen Bereichen noch nicht ausreichend gut aufgestellt, um diese zu bewältigen, wie Ergebnisse des vom Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlichen Global Competitiveness Reports zeigen. Das WEF erhebt mit dem Global Competitiveness Index (GCI) eine Kennzahl, die die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Nationen bewertet. Dazu werden die drei Bereiche “Grundvoraussetzungen”, darunter Infrastruktur, Gesundheitswesen und Bildung, “Effizienzsteigernde Faktoren”, wie der technologischer Reifegrad und die Hochschulbildung sowie “Innovationsfaktoren” betrachtet. In der Auswertung aus den Jahren 2017/ 2018 belegt Indonesien unter 137 Ländern den 36. Platz. Im Vergleich zur vorhergehenden Auswertung konnte sich Indonesien um 5 Plätze verbessern, liegt aber dennoch hinter seinen Nachbarländern Thailand (32. Platz), Malaysia (23. Platz) und Singapur (3. Platz). Die Hauptursachen für das schlechte Abschneiden im nationalen Vergleich sind auf Schwächen im Gesundheits- und Grundschulwesen zurückzuführen, Grundvoraussetzungen gesellschaftlichen Wohlergehens. Vor allem im Bereich Lebenserwartung (Platz 101) und in Hinblick auf die Einschulungsraten (Platz 106) belegt Indonesien hintere Ränge. Auch die Qualität der Grundschulbildung wird mit Platz 47 schwach bewertet.
Ergänzend zum GCI veröffentlichte das WEF 2018 den Report “Future of Job”, in welchem zukünftig benötigte Fertig- und Fähigkeiten identifiziert wurden: komplexes Problemlösen, kritisches Denken, Kreativität, Personalführung, Gruppenarbeit, emotionale Intelligenz, Service-orientiertes Denken, Verhandlungsfähigkeit, kognitive Flexibilität, Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung. Diese sollten frühzeitig in das Bildungssystem integriert werden, was jedoch in Indonesien derzeit nur in Teilen umgesetzt werden kann.
Als Reaktion auf die Herausforderungen und gewachsenen Anforderungen im Bildungsbereich hat Project Child Indonesia (PCI) als Non-Government Organisation 2011 das Programm “Sekolah Sungai” (Schule am Fluss) initiiert. PCI nimmt sich dabei den Schwächen des aktuellen indonesischen Bildungsprogramms an. Idee hinter dem Konzept ist es, die Bildungsinfrastruktur sowie die Qualität der Lehre zu verbessern und den Lehrplan zu aktualisieren. Die bestehende, formelle Bildung soll ausgebaut und auf heutige Anforderungen ausgerichtet werden. In der “Sekolah Sungai” bietet PCI Kindern aus den in Flussnähe lebenden Gemeinden Kricak, Gadjah Wong und Code in Yogyakarta die Möglichkeit, wöchentliche am Unterricht teilzunehmen. Dabei setzt PCI die Methode des projektbasierten Lernens (PBL) ein, das an die lokalen Voraussetzungen der Gemeinden am Fluss angepasst wurde. Die Methodik soll Schüler auf die Herausforderungen des 21. Jahrhundert vorbereiten, indem am Beispiel realer Probleme durch analytische und praktische Fähigkeiten Lösungen erarbeitet werden. In der Regel ist ein konkretes Produkt oder eine Präsentation das Ergebnis des Projekts, an dem die Kinder unter Anleitung in einem zuvor definierten Zeitrahmen arbeiten. Darüber hinaus stärkt PBL den angebotenen Gemeinschaftsunterricht, indem alternative Bildung in Form kritischen Denkens, Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten ergänzend zum bestehenden Lehrplan vermittelt wird.
Die Sekolah Sungai in Gadjah Wong, kurz “SS Gadjah Wong”, gehört zu einer dieser Schulen am Fluss. Der Zugang zu Bildung über formelle Wege ist hier immer noch stark eingeschränkt, so auch die Lesefähigkeit und das Interesse an Literatur. Hinzu kommen schlechte sozial-ökonomische Bedingungen, was es den Menschen dort erschwert, grundlegende Fähigkeiten wie kritisches Denken, Kreativität und kognitive Flexibilität als Antwort auf die gestiegenen Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.
Im Rahmen des insgesamt 10 wöchigen Programms wurden hintereinander die beiden Projekte “Public Places in Your Neighborhood” sowie “Literacy Project” mit Schülern im Alter zwischen 6 und 14 Jahren umgesetzt. Unterstützt wurden die Kinder dabei von Sekolah Sungai Volontären. Der PBL-Ansatz zeigte bei beiden Projekten positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Schüler. Diese wurden mutiger darin, sich selbst auszudrücken, kreativer und besser in der Zusammenarbeit mit anderen.
Im ersten Teil des Programms wurde die Aufmerksamkeit der Kinder auf die eigene Nachbarschaft und dort bestehenden Probleme gelenkt. Gemeinsam mit den Volontären machten die Schüler Beobachtungen an öffentlichen Plätzen, um Informationen über bestehende Probleme zu sammeln. Darauf basierend wurden mögliche Lösungen gemeinschaftlich entwickelt und diskutiert. Auch das “Literacy Project” wurde mit PBL umgesetzt. Ziel war es, das Interesse der Kinder in Bücher, Magazine und Comics zu stärken. Darüber hinaus wurde die eigene Kreativität geschult, indem gemeinsam mit Volontären eine Handlungsrahmen für eine eigene Geschichte entwickelt wurde, auf Basis dessen anschließend Kurzgeschichten, Comics und Bildergeschichten entstanden.
Beide Projekte haben gezeigt, dass PBL einen Ansatz darstellen kann, bestehende Lehrpläne auf die Anforderungen des Zeitalters der Disruption auszurichten und so das indonesische Bildungssystem langfristig und nachhaltig zu verbessern.
Bibliography
https://www.economist.com/news/2013/11/18/the-coming-tech-lash
https://www.quora.com/What-does-the-techlash-mean
https://www.weforum.org/reports/the-future-of-jobs-report-2018
https://www.weforum.org/reports/the-global-competitiveness-report-2017-2018